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Klavier lernen – Das Handbuch für Einsteiger

Kapitel 1Wie du das richtige Klavier oder Keyboard wählstKapitel 2Methoden um Klavierspielen zu lernenKapitel 3Richtige Technik und Haltung beim KlavierspielenKapitel 4Mit dem Klavierspielen beginnenKapitel 5Notenlesen lernen am Klavier (Die Grundlagen)
Kapitel 6Klavier ÜbenKapitel 7 Ziele & Motivation beim KlavierspielenKapitel 8Noten, Zeitangaben und DynamikKapitel 9KlavierpedaleKapitel 10Fragen und Antworten zum Klavierspielen

Kapitel 2

Methoden um Klavierspielen zu lernen

Klavier lernen – Das Handbuch für Einsteiger

Sobald deine Entscheidung steht, Klavierspielen zu lernen und du ein passendes Instrument (siehe Kapitel 1 - Wie du das richtige Klavier oder Keyboard wählst) gefunden hast, geht es darum, die für dich richtige Lernmethode zu finden. Und hier ist jeder anders: Was für deinen besten Freund passt, kann für dich total nach hinten losgehen.

Die für dich richtige Lernmethode sollte zu deinem Lebensstil passen. Ein sich häufig ändernder Rhythmus erfordert eine flexible Methode. Wenn du fixe Zeiten und Termine brauchst, um dabei zu bleiben, wird dir auch beim Lernen deines neuen Instruments diese Art von Struktur helfen. Vielleicht möchtest du bei einem ganz bestimmten Lehrenden lernen. Oder aber du suchst konkret nach einem speziellen Stil wie Barock oder Blues, der nicht überall unterrichtet wird. Auch der Kostenpunkt sollte beim Entscheiden für eine Lernmethode einbezogen werden, denn wöchentliche Klavierstunden können sich zum Beispiel schnell summieren.

Wie auch immer deine Situation gerade aussieht – im Grunde gibt es drei verschiedene Optionen: Traditionelle Klavierstunden, Video-Tutorials und Lern-Apps. In diesem Kapitel wollen wir dir helfen, die für dich beste Entscheidung zu treffen. Um die Dinge ein bisschen zu vereinfachen, sehen wir uns die drei genannten Optionen anhand folgender Fragen an:

  • Kosten – Lässt dein Budget diese Lernmethode zu? Sind es die Kosten wert?
  • Kompetenz – Lehrt diese Methode die von dir gewünschte Technik oder einen bestimmten Stil?
  • Flexibilität – Kannst du lernen, wo und wann es am für dich am besten passt?
  • Methode – Passt die Methode zu deinem Lernstil?
  • Zeitaufwand – Gibt es eine Anreisezeit? Wie lange dauert es, eine Lerneinheit zu organisieren?

Mit flowkey haben wir eine App entwickelt, die dir erlaubt Klavier zu lernen mit den Songs, die du liebst. Wir sind stolz auf das Ergebnis und deswegen ein bisschen voreingenommen im Bezug auf Lern-Apps. Nichtsdestotrotz wurde dieser Guide entwickelt, um dir eine möglichst übersichtliche und objektive Entscheidungshilfe zu geben.

Traditionelle Klavierstunden

Wenn du an Klavier-Unterricht denkst, hast du wahrscheinlich dieses Bild im Kopf. LehrerIn und SchülerIn, die nebeneinander am Klavier sitzen. Die LehrerIn führt durch die Einheit, die SchülerIn erhält direktes Feedback. Die besten Lehrenden kennen ihre SchülerInnen genau, arbeiten mit unterschiedlichen Methoden an den jeweiligen Schwächen und motivieren zum Weitermachen. Diese persönliche Beziehung ist wahrscheinlich der größte Vorteil traditioneller Klavierstunden.

Traditionelle Klavierstunde mit einem Lehrer
Traditionelle Klavierstunde mit einem Lehrer

Die größte Herausforderung besteht darin, die richtige Person als LehrerIn zu finden. Das kann Zeit, Geld und auch Nerven kosten, rechtfertigt aber den Aufwand, wenn du die perfekte LehrerIn gefunden hast. Genauso können schlechte oder unpassende Lehrende auch der motiviertesten SchülerIn die Lust am Klavierspielen nehmen.

Kosten: Eine gute, erfahrene KlavierlehrerIn verlangt zwischen 25-45€ pro Stunde. Das ist nicht wenig, aber beim richtigen Lehrenden das Geld auf jeden Fall wert.

Kompetenz: Gute Leitung und detailliertes Feedback ist beim Spielen deiner Lieblingsstücke essentiell, also achte darauf, den richtigen Lehrenden zu finden. Kennt sie oder er die Rock-, Blues- und Klassik-Stücke oder den einen Phil Collins Song, den du unbedingt lernen möchtest? Fehlt der Person die Erfahrung in einem Bereich, der dir wichtig ist, besteht die Möglichkeit, dass sich der Unterricht in eine Richtung entwickelt, die dich vielelicht gar nicht interessiert. Im Gegenteil können die Stunden umso mehr Spaß machen, wenn ihr ähnliche Vorlieben habt. Wenn du dich dazu entschlossen hast, klassische Konzert-PianistIn zu werden, solltest du auf jeden Fall von einer anderen Konzert-PianistIn lernen.

Flexibilität: Normalerweise vereinbarst du eine fixe wöchentliche Uhrzeit für deine Klavierstunden mit deiner LehrerIn. Das kann ein Vorteil sein, wenn dir regelmäßige Termine helfen, in einen guten Lernrhythmus zu kommen. Gute Lehrende sind allerdings oft sehr gefragt und schnell ausgebucht. Stunden zu verschieben, kann also schwierig werden, und nicht besuchte Stunden müssen oft trotzdem bezahlt werden.

Methode: Eine gute KlavierlehrerIn kombiniert Elemente aus verschiedenen Lehren, um einen auf dich zugeschnittenen Lehrplan zu erstellen. Im deutschen Sprachraum sind die Lehren der europäischen, russischen und Holzweissig Klavierschule sehr gängig, aber auch alternative Übungen wie die Suzuki-Methode können in den Unterricht einbezogen werden. Neben diesen bewährten und erprobten Methoden behalten gute Lehrende immer ein offenes Auge für neue Übungen und Techniken, mit denen sie den Unterricht verbessern und individuell gestalten können.

Eine gute Lehrerin vereint Geduld mit einfach zu verstehenden Erklärungen und passt den Unterrichtsstil an dich an. Du erhältst detailliertes und persönliches Feedback, Hilfe, um schwierige Passagen zu meistern und einen langfristigen Plan, um dich auf deinem Weg am Klavier zu begleiten und zu fördern.

Empfehlungen sind immer besser, als ziellos im Internet zu suchen, aber denk' daran, dass die perfekte Lehrerin deines besten Freundes nicht die perfekte Lehrerin für dich sein muss. Alter, Stil, Humor und unzählige andere Faktoren spielen hier eine Rolle. Nimm zwei bis drei Stunden bei einer LehrerIn, um die Person kennenzulernen, bevor du zu jemand anderem wechselst.

Zeitaufwand: Ein wichtiger Faktor ist hier die Anreise, die zusätzlich zum Zeitaufwand auch mit Kosten verbunden sein kann. Manche Lehrenden kommen zu SchülerInnen nach Hause, verrechnen dafür aber ein bisschen mehr. Auch die Zeit, um die richtige LehrerIn zu finden, solltest du bei dieser Methode nicht außer Acht lassen.

Video-Tutorials

Seit Youtube kann man so ziemlich alles mit einem Tutorial online lernen – und Klavierspielen ist da keine Ausnahme. Es gibt eine schier unendliche Menge an Video-Tutorials in sehr unterschiedlicher Qualität. Professionelle Kurse bieten oft zusätzliche E-Books zum Download, die dich durch einen vorgegebenen Kursablauf führen.

Tutorial-Video auf Youtube
Tutorial-Video auf Youtube

Kosten: Die meisten Online-Tutorials sind kostenlos, manche verrechnen etwas für zusätzliches Kurs-Material. Weil bei kostenlosen Tutorials das Qualitätsniveau sehr schwankt, ist es die sicherere Entscheidung, einen geringen bis mittelhohen Betrag für einen professionell entwickelten Online-Kurs zu zahlen.

Kompetenz: Bei der unglaublichen Menge an Angebot findest du bestimmt den einen Account, der deinen Lieblingsstil unterrichtet – sei das Pop von Ed Sheeran oder Klassik von Shostakovich. Wenn dir der Lehrstil dieser Person gefällt, kann es allerdings umso schwieriger sein, mit einem anderen Video-Tutorial genauso gut zu lernen, solltest du deinen Stil erweitern oder ändern wollen.

Flexibilität: Video-Tutorials bieten hohe Flexibilität, weil du außer deinem Computer, Tablet oder Handy nichts zum Lernen brauchst. Wenn du deinen Lieblingsaccount gefunden hast, kannst du je nach Motivation beliebig viele Videos auf einmal schauen. Wenn du mit einem Account lernst, der erst regelmäßig neue Videos veröffentlicht, achte auf die Abstände, in denen neuen Videos kommen, damit du in zu langen Pausen nicht die Motivation verlierst.

Methode: Jeder Lehrende und jeder Tutorial-Account hat seinen eigenen Stil. Deswegen ist es umso wichtiger, einen Account zu finden, mit dem DU gut lernen kannst – und bei dem auch das Lerntempo in etwa deinem eigenen entspricht. Ist das Video zu schnell oder zu langsam, kann es sein, dass du mehr Zeit damit verbringst, an die richtige Stelle zu springen oder zu pausieren, als tatsächlich zu spielen. Professionellere Videos setzen Marker an verschiedenen Stellen des Tutorials, um dir die Wiederholung zu vereinfachen.

Ein essentieller Faktor bei Video-Tutorials ist das Fehlen einer echten Feedback-Funktion. Studien haben belegt, dass SchülerInnen ohne Feedback langsamer und weniger effektiv lernen, und das hat mehrere Gründe. Gerade als Anfänger weiß man oft nicht, ob etwas wirklich richtig nachgespielt wurde. Das kann einerseits zu unentdeckten Fehlern und späteren Gewohnheiten führen und sich andererseits auch auf die Motivation auswirken, wenn bei richtig gespielten Passagen das positive Feedback ausbleibt.

Zeitaufwand: Um eine Einheit zu beginnen, musst du meistens nur ein Gerät einschalten und einen Link klicken – ein Aufwand von wenigen Sekunden. Achte bei der Auswahl eines Tutorial-Accounts auch darauf, wie regelmäßig neue Videos hochgeladen werden, besonders wenn deine Motivation gerade hoch ist und du schnell lernen möchtest.

Lern-Apps

Wir lernen am besten, wenn die Methode speziell für den jeweiligen Zweck entwickelt wurde. Während Video-Tutorials eine einseitige Lernerfahrung bieten, haben Lern-Apps eine Menge an Funktionen, die dich speziell beim Lernen des jeweiligen Instruments unterstützen und interaktiv begleiten.

Es gibt eine Handvoll Apps für alle gängigen Betriebssysteme, die verschiedene Funktionen kombinieren, um Klavierspielen zu lehren. Manche haben einen stark spielerischen Ansatz, während andere einem strukturelleren Aufbau folgen. BenutzerInnen erhalten laufendes Feedback und bleiben motiviert, weil sie mit Songs lernen, die sie kennen und lieben.

Klavierspielen mit einer Lern-App
Klavierspielen mit einer Lern-App

Flexibilität: Wie bei Video-Tutorials brauchst du nicht mehr als Laptop, Handy oder Tablet und kannst somit jederzeit und überall lernen. Diese hohe Flexibilität und Selbstbestimmung im Lernprozess ist für viele Lernende ein großer Vorteil im hektischen Alltag.

Methode: Ein technisches System kann niemals menschliche Interaktion ersetzen. Wenn du also gerne jemanden neben dir sitzen haben möchtest, wird eine App für dich nicht die richtige Lernmethode sein. Wenn es aber prinzipiell um Feedback geht, haben Apps einen großen Vorteil gegenüber einfachen Video-Tutorials online. Mittels interaktiver Tonerkennung erkennen sie, ob du den jeweiligen Part richtig gespielt hast, geben eine direkte Rückmeldung und motivieren dich so zum Weitermachen. Je nach App folgt der Unterricht außerdem einem strukturierten Pfad, um dich durch die Basics zu führen oder je nach Level dementsprechend aufzubauen.

Zeitaufwand: Auch hier bist du dank moderner Technik in wenigen Momenten startklar. Intelligente Technologien wie Loop-Funktionen erleichtern dir das Wiederholen in Lern-Apps und sparen so Zeit und Neven, die du bei Tutorials für das ständige Pausieren und Zurückspulen aufwendest. So kannst du dich optimal auf das Üben und Spielen konzentrieren.

  1. Klassische Klavierstunden

  2. Video-Tutorials

  3. Lern-Apps

Klassische KlavierstundenVideo-TutorialsLern-Apps
KostenHohe KostenGeringe Kosten oder kostenlosGeringe Kosten oder kostenlos
KompetenzHäufig auf einen bestimmten Stil spezialisiertBreites Angebot an unterschiedlichen Stilen Breites Angebot an unterschiedlichen Stilen
MethodeStark personalisiert (bei einem guten Lehrenden)Erklärend, kein FeedbackErklärend, mit Tonerkennung und interaktivem Feedback
ZeitaufwandMögliche hohe Anfahrts- und WartezeitSehr gering, möglicherweise Wartezeit auf neue InhalteKeine
Info

Lernen als Erwachsene/r vs. Lernen als Kind

Die meisten, die im Erwachsenenalter wieder zu spielen beginnen, haben starke Erinnerungen an ihre Klavierstunden als Kinder oder Jugendliche. Bevor du automatisch die gleiche Methode wählst, denk' daran, dass es viele Studien gibt, die große Unterschiede zwischen dem Lernprozess eines Kindes und dem Lernprozess eines Erwachsenen belegen.

Als Kind gibt es ein starkes Abhängigkeitsverhältnis gegenüber dem Lehrenden, oft in Kombination mit den Eltern oder anderen Erwachsenen. Gerade zu Beginn kommt die Motivation eher von äußeren Faktoren und ist oft mit der Hoffnung auf Belohnung oder leider im Gegenteil auch mit der Angst vor Bestrafung verbunden.

Wenn du als Erwachsener ein Instrument lernst, hast du diese Entscheidung für dich selbst getroffen. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass nur du alleine für deine Motivation verantwortlich bist und dafür sorgen musst, dass du bei der Sache bleibst. Wenn du weißt, wie du am besten lernst, kannst du deine Lernmethode dementsprechend anpassen und beim Erlernen eines Instruments so viel Spaß wie möglich haben.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, verschiedene Lernmethoden zu kombinieren. So kannst du zum Beispiel deine Lieblingssongs mit einer App lernen und dir dann ab und an detailliertes Feedback in einer traditionellen Klavierstunde holen. Wie bei allem Neuen ist es ratsam, dir zuerst ein bisschen Zeit zum Ausprobieren zu geben, bevor du von einer Methode zur anderen wechselst. In diesem Guide erfährst du alles Wichtige, um mit dem Klavierspielen zu beginnen, aber tatsächlich zu spielen, ist ein laufender Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. In nächsten Kapitel widmen wir uns der korrekten Technik – damit du schon bald deine ersten Melodien spielst.

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